Wasserprivatisierung - Warum es in Monopolsituationen keine Privatisierungsvorteile gibt
bobloblaw, Montag, 8. August 2016, 17:04
Wasserprivatisierung ist Unrecht.Und ökonomischer Unsinn.
Wieso das so ist wird etwas später deutlicher werden, den Einstieg will Ich aber bewußt woanders wählen.
1. Zunächst aber ein kurzer Ausflug zu den wesentlichen wirtschaftstheoretischen Grundlagen zur Betrachtung dieses Problems.
a) Normativ idealistische Privatisierungeffekte
i) Bedingt durch eine monetäre, anstatt einer quantitativen (und budgetären), Zielsetzung sind private Unternehmungen effizienter als öffentlich-rechtliche Institutionen. Dies gilt umso mehr, je größer die Organisation ist, obgleich auch private Unternehmungen größenbedingte Effizienzverluste kennen.
ii) Aufgrund der effizienteren Entscheidungsfindung und der ökonomischen Ausrichtung privater Unternehmen sind private Modelle durch eine deutlich großvolumigere und effektivere Investitionsallokation gekennzeichnet.
Diese theoretischen Punkte finden sich oft - teilweise mit großer Berechtigung - in den Argumentationen für eine Ausweitung des privaten Sektors in verschiedensten Bereichen zu Ungunsten öffentlich organisierter Strukturen.
b) Gewinnstrukturen im Monopol
i) Optimierungsprobleme
Der Angebotsmonopolist bestimmt die gesamte am Markt angebotene Menge und darüber indirekt den Preis. Er setzt seinen Preis also vielmehr so, dass seine (abnehmenden) marginalen Erlöse den (zunehmenden) marginalen Kosten einer zusätzlichen Einheit seines Angebots (Gut oder Dienstleistung) enstprechen.
Vielmehr bestimmt der Monopolist aber auch die Qualität des Angebots - ein oftmals in der theoretischen Betrachtung vernachlässigter Betrachtungswinkel.
Eines bleibt dabei bei privatwirtschaftlichen Organisationen oberste Prämisse: Das Optimierungsproblem des Monopolisten ist die Maximierung des Gewinns über eine Mengen- (und Preis-) Entscheidung. Natürlich ist dabei die parallele Verfolgung sekundärer monetärer und nicht-monetärer Ziele keineswegs ausgeschlossen.
ii). Marktseitige Rahmenbedingugnen
Die Anzahl der Anbieter in einem Markt kann sich aufgrund verschiedener Gründe auf eins reduzieren. Zunächst ist dort das natürliche Monopol. Dabei bestimmt eine sehr hohe Kostenstruktur, dass lediglich ein einziger Anbieter langfrsitig im Markt verbleiben kann.
Eine Zweite Möglichkeit ist eine Monopolstellung aufgrund hoher Markteintrittsbarrieren. Dabei kann es sich um Markenvorteile oder auch technischen Vorsprung bis hin zu patentrechlich geschützen Produkten und Dienstleistungen handeln.
Ein Spezialfall ist dabei die exklusive oder stark bevorteilte Kontrolle über eine strategisch relevante Ressource. Dabei kann es sich um tatsächliche natürliche Ressourcen, insbesondere aber auch um Infrastruktur handeln.
iii) Nachfrageseitige Rahmenbedingungen
Ein weiterer wichtiger Bestimmungsfaktor für den taktischen Spielraum des Monopolisten sind die Elsatizitäten der Nachfrage gegenüber dem Preis und dem Einkommen. Eine Elastizität zeigt die Änderung einer Größe auf die Veränderung einer Einflussgröße.
Es ist also durchaus entscheidend, ob die Nachfrager das Angebot auch dann noch konsumieren, wenn sie von einem hohem Einkommensschnitt geprägt ist. Besonders relevant ist jedoch ob die Haushalte das Gut auch dann noch sehr extensiv nachfragen, wenn der Preis steigt, die Nachfrage also sehr unelastisch auf den Preis reagiert.
2. Nachdem nun die wichtigsten Grundlagen in aller notwendigen Kürze dargelegt sind, kann nun die eigentliche Situation einer Privatisierung einer kommunalen Wasserversorgung detaillierter betrachtet werden.
Das fällt jetzt deutlich leichter, denn im Endeffekt ist all das, was eine nicht abschließende aber fundamental ausreichende Analyse erfordert, im theoretischen Rahmen, bereits vorliegt.
Betrachten wir als erstes die übliche Strukturierung einer kommunalen Wasserversorgung und anschließend die wichtigsten derivativen Implikationen.
- Kommunale Wasserversorgung ist in der Regel durch einen einzigen Anbieter, in der Regel die kommunalen Wasserwerke, gekennzeichnet. Das liegt vorrangig an den vorliegenden Netzkosten und dem Umstand, dass eine disaggregation bei öffentlich-rechtlich geprägten Organisationen kostenseitig Unsinn ist, da man neben den fast unvermeidlichen Koordinationsnachteilen auch noch auf Größenvorteile verzichten würde. Zudem wäre der einsetzende Wettbewerb widersinnig.
- Wasserversorgungssysteme, dabei im Besonderen auch das Leitungssystem, können nicht so einfach unter Anbietern geteilt werden. Dieser Umstand stellt einen entscheidenden Unterschied zu Energie-, Daten- oder gar Verkehrsnetzen dar, die teilweise auch durch staatliche Verfügung für andere Anbieter freigegeben werden können bzw. müssen.
- Als quasi-staatliches Monopol minimiert ein kommunaler Wasserversorger - zumindest theoretisch - seine Kosten unter der Bedingung der Aufrechterhaltung des Versorgungsstandards. Dieses Kalkül bestimmt auch die originäre Preissetzung.
Soviel zu den allgemeinen Strukturen in der kommunalen Wasserversorgung. Im Weiteren ist es jetzt möglich die kombinierten Implikationen aus diesen Strukturen und der ökonomischen Betrachtungsebene zu diskutieren. Die Konsequenzen sind aber relativ eindeutig.
i) Die Ausgangssituation des Privatisierungsprozesses und die infrastrukturellen Gegebenheiten lassen lediglich die vollständige Privatisierung, also den Verkauf an einen - zumindest in der Folge - Gebietsmonoplisten im kommunalen Wassermarkt.
ii) Der Monopolist wird seinen Preis optimieren. Die Nachfragelastizitäten sind sehr gering, die konsumentenseitige Verhandlungsmacht sehr schwach. Dementsprechend ist mit deutlich anziehenden Preisen zu rechnen
iii) Der Monopolist wird seinen Gewinn auch über die Kostenseite maximieren. Die Investitionsvolumina werden aufgrund geringer Notwendigkeit die Marktanteile zu verteidigen auf ein Mindestmaß zurückgeschraubt. Folge ist eine geringere Instandhaltung und Verbesserung des Wassernetzes und der technischen Anlagen. In der mittleren bis langen Frist wird dadurch die Qualität des Wassers sinken.
Die Folgen für den Kunden sind also sehr schlecht. Er muss mehr bezahlen und das für ein schlechteres Produkt. Und auch für die verkaufende Gemeinde ist der Deal einfach schlecht. Wieso gibt man eine stabile, nachhaltige Einnahmequelle auf um einen kurzfristigen finanziellen Pay-Off zu erhalten. Das kann nur im kurzfristigen Kalkül des Stadtkämmerers Sinn machen, der um seine nächste Amtszeit fürchtet. Denn am Ende gewinnt nur einer, alle anderen verlieren.
Und das darf es bei einem so wichtigen Gut wie Wasser einfach nicht geben. Auf diese Weise Geld zu verdienen ist einfach nur eines: Unanständig.
Wieso das so ist wird etwas später deutlicher werden, den Einstieg will Ich aber bewußt woanders wählen.
1. Zunächst aber ein kurzer Ausflug zu den wesentlichen wirtschaftstheoretischen Grundlagen zur Betrachtung dieses Problems.
a) Normativ idealistische Privatisierungeffekte
i) Bedingt durch eine monetäre, anstatt einer quantitativen (und budgetären), Zielsetzung sind private Unternehmungen effizienter als öffentlich-rechtliche Institutionen. Dies gilt umso mehr, je größer die Organisation ist, obgleich auch private Unternehmungen größenbedingte Effizienzverluste kennen.
ii) Aufgrund der effizienteren Entscheidungsfindung und der ökonomischen Ausrichtung privater Unternehmen sind private Modelle durch eine deutlich großvolumigere und effektivere Investitionsallokation gekennzeichnet.
Diese theoretischen Punkte finden sich oft - teilweise mit großer Berechtigung - in den Argumentationen für eine Ausweitung des privaten Sektors in verschiedensten Bereichen zu Ungunsten öffentlich organisierter Strukturen.
b) Gewinnstrukturen im Monopol
i) Optimierungsprobleme
Der Angebotsmonopolist bestimmt die gesamte am Markt angebotene Menge und darüber indirekt den Preis. Er setzt seinen Preis also vielmehr so, dass seine (abnehmenden) marginalen Erlöse den (zunehmenden) marginalen Kosten einer zusätzlichen Einheit seines Angebots (Gut oder Dienstleistung) enstprechen.
Vielmehr bestimmt der Monopolist aber auch die Qualität des Angebots - ein oftmals in der theoretischen Betrachtung vernachlässigter Betrachtungswinkel.
Eines bleibt dabei bei privatwirtschaftlichen Organisationen oberste Prämisse: Das Optimierungsproblem des Monopolisten ist die Maximierung des Gewinns über eine Mengen- (und Preis-) Entscheidung. Natürlich ist dabei die parallele Verfolgung sekundärer monetärer und nicht-monetärer Ziele keineswegs ausgeschlossen.
ii). Marktseitige Rahmenbedingugnen
Die Anzahl der Anbieter in einem Markt kann sich aufgrund verschiedener Gründe auf eins reduzieren. Zunächst ist dort das natürliche Monopol. Dabei bestimmt eine sehr hohe Kostenstruktur, dass lediglich ein einziger Anbieter langfrsitig im Markt verbleiben kann.
Eine Zweite Möglichkeit ist eine Monopolstellung aufgrund hoher Markteintrittsbarrieren. Dabei kann es sich um Markenvorteile oder auch technischen Vorsprung bis hin zu patentrechlich geschützen Produkten und Dienstleistungen handeln.
Ein Spezialfall ist dabei die exklusive oder stark bevorteilte Kontrolle über eine strategisch relevante Ressource. Dabei kann es sich um tatsächliche natürliche Ressourcen, insbesondere aber auch um Infrastruktur handeln.
iii) Nachfrageseitige Rahmenbedingungen
Ein weiterer wichtiger Bestimmungsfaktor für den taktischen Spielraum des Monopolisten sind die Elsatizitäten der Nachfrage gegenüber dem Preis und dem Einkommen. Eine Elastizität zeigt die Änderung einer Größe auf die Veränderung einer Einflussgröße.
Es ist also durchaus entscheidend, ob die Nachfrager das Angebot auch dann noch konsumieren, wenn sie von einem hohem Einkommensschnitt geprägt ist. Besonders relevant ist jedoch ob die Haushalte das Gut auch dann noch sehr extensiv nachfragen, wenn der Preis steigt, die Nachfrage also sehr unelastisch auf den Preis reagiert.
2. Nachdem nun die wichtigsten Grundlagen in aller notwendigen Kürze dargelegt sind, kann nun die eigentliche Situation einer Privatisierung einer kommunalen Wasserversorgung detaillierter betrachtet werden.
Das fällt jetzt deutlich leichter, denn im Endeffekt ist all das, was eine nicht abschließende aber fundamental ausreichende Analyse erfordert, im theoretischen Rahmen, bereits vorliegt.
Betrachten wir als erstes die übliche Strukturierung einer kommunalen Wasserversorgung und anschließend die wichtigsten derivativen Implikationen.
- Kommunale Wasserversorgung ist in der Regel durch einen einzigen Anbieter, in der Regel die kommunalen Wasserwerke, gekennzeichnet. Das liegt vorrangig an den vorliegenden Netzkosten und dem Umstand, dass eine disaggregation bei öffentlich-rechtlich geprägten Organisationen kostenseitig Unsinn ist, da man neben den fast unvermeidlichen Koordinationsnachteilen auch noch auf Größenvorteile verzichten würde. Zudem wäre der einsetzende Wettbewerb widersinnig.
- Wasserversorgungssysteme, dabei im Besonderen auch das Leitungssystem, können nicht so einfach unter Anbietern geteilt werden. Dieser Umstand stellt einen entscheidenden Unterschied zu Energie-, Daten- oder gar Verkehrsnetzen dar, die teilweise auch durch staatliche Verfügung für andere Anbieter freigegeben werden können bzw. müssen.
- Als quasi-staatliches Monopol minimiert ein kommunaler Wasserversorger - zumindest theoretisch - seine Kosten unter der Bedingung der Aufrechterhaltung des Versorgungsstandards. Dieses Kalkül bestimmt auch die originäre Preissetzung.
Soviel zu den allgemeinen Strukturen in der kommunalen Wasserversorgung. Im Weiteren ist es jetzt möglich die kombinierten Implikationen aus diesen Strukturen und der ökonomischen Betrachtungsebene zu diskutieren. Die Konsequenzen sind aber relativ eindeutig.
i) Die Ausgangssituation des Privatisierungsprozesses und die infrastrukturellen Gegebenheiten lassen lediglich die vollständige Privatisierung, also den Verkauf an einen - zumindest in der Folge - Gebietsmonoplisten im kommunalen Wassermarkt.
ii) Der Monopolist wird seinen Preis optimieren. Die Nachfragelastizitäten sind sehr gering, die konsumentenseitige Verhandlungsmacht sehr schwach. Dementsprechend ist mit deutlich anziehenden Preisen zu rechnen
iii) Der Monopolist wird seinen Gewinn auch über die Kostenseite maximieren. Die Investitionsvolumina werden aufgrund geringer Notwendigkeit die Marktanteile zu verteidigen auf ein Mindestmaß zurückgeschraubt. Folge ist eine geringere Instandhaltung und Verbesserung des Wassernetzes und der technischen Anlagen. In der mittleren bis langen Frist wird dadurch die Qualität des Wassers sinken.
Die Folgen für den Kunden sind also sehr schlecht. Er muss mehr bezahlen und das für ein schlechteres Produkt. Und auch für die verkaufende Gemeinde ist der Deal einfach schlecht. Wieso gibt man eine stabile, nachhaltige Einnahmequelle auf um einen kurzfristigen finanziellen Pay-Off zu erhalten. Das kann nur im kurzfristigen Kalkül des Stadtkämmerers Sinn machen, der um seine nächste Amtszeit fürchtet. Denn am Ende gewinnt nur einer, alle anderen verlieren.
Und das darf es bei einem so wichtigen Gut wie Wasser einfach nicht geben. Auf diese Weise Geld zu verdienen ist einfach nur eines: Unanständig.
rusalka,
Dienstag, 15. November 2016, 17:08
Weshalb ich die Petition 'Right to Water' im Jahre 2013 unterschrieben habe.
Ihren Text hätten Sie bereits 2012 einstellen sollen, als der Erfolg der Petition auf der Kippe stand und es auf jede europäische Stimme ankam.
Letztlich war die Kampagne doch noch von Erfolg gekrönt gewesen. (Sagt man das so im Deutschen "gekrönt gewesen" ? Habe die Sprache leider etwas vergessen.)
In 17 Monaten konnten 1,9 Millionen Unterschriften gegen eine europaweite Privatisierung des Wassers gesammelt werden. 13 Länder brachten die Mindeststimmenzahl zusammen, darunter Deutschland.
Ihren Text hätten Sie bereits 2012 einstellen sollen, als der Erfolg der Petition auf der Kippe stand und es auf jede europäische Stimme ankam.
Letztlich war die Kampagne doch noch von Erfolg gekrönt gewesen. (Sagt man das so im Deutschen "gekrönt gewesen" ? Habe die Sprache leider etwas vergessen.)
In 17 Monaten konnten 1,9 Millionen Unterschriften gegen eine europaweite Privatisierung des Wassers gesammelt werden. 13 Länder brachten die Mindeststimmenzahl zusammen, darunter Deutschland.